Bad Zwesten Feuerwehren stellen Atemschutz auf Überdrucktechnik um

Aufgrund neuer technischer Bestimmungen stand die Umstellung der Atemschutzgeräte der Bad Zwestener Feuerwehren von der Normaldrucktechnik auf Überdruckgeräte in einem absehbaren, aber kurzen Zeitraum bevor.

Ein neues Atemschutzgerät auf einer Transporthalterung am Staffeltanklöschfahrzeug StLF 20/25. Die Überdruckgeräte sind an den roten Bedienelementen zu erkennen.

Es gab daher schon über einen längeren Zeitraum Überlegungen wie man weiter mit diesem, für die Einsatzkräfte, überaus wichtigen und lebensrettenden Thema umgehen muss.

Ein Neukauf der Geräte hätte zur Folge gehabt, dass man für einige Jahre ein Mischsystem aus der bewährten Normaldrucktechnik und der neuen Überdrucktechnik gehabt hätte. Für die ehrenamtlichen Brandschützer wäre dies, jeweils beim Gerätewechsel, eine zusätzliche Umstellung und Belastung gewesen.

Die Bad Zwestener Feuerwehren lassen schon seit vielen Jahren die Atemschutzgeräte, zur vollen Zufriedenheit, von der Atemschutzwerkstatt der Feuerwehr Bad Wildungen betreuen. Durch die räumliche Nähe zu Bad Wildungen ist dies die beste Lösung, denn sonst müsste die Betreuung durch die Atemschutzwerkstätten in Schwalmstadt oder Melsungen erfolgen.

So kam im vergangenen Jahr das Angebot des Landkreises Waldeck-Frankenberg gerade recht, ob sich die Gemeinde Bad Zwesten nicht neu gegründeten Atemschutzverbund Waldeck-Frankenberg beteiligen möchte. Gemeindebrandinspektor Björn Nöchel holte weitere Informationen ein und vermitteltet die Kontakte.

Atemschutzverbund spart Kosten, erhöht den Brandschutz und die Sicherheit

Insgesamt sind über 1.100 Atemschutzgeräte im Landkreis Waldeck-Frankenberg im Einsatz. Bei den bevorstehenden, erforderlichen Umstellungen hätten die Städte und Gemeinde die Geräte selbst kaufen müssen. Pro Atemschutzgerät muss mit einem Kaufpreis von ca. 2.500 Euro gerechnet werden.

So entstand die Idee zur Gründung eines Atemschutzverbundes für den Landkreis Waldeck-Frankenberg an dem sich 21 Städte und Gemeinden beteiligten und der sich um die flächendeckende und einheitliche Beschaffung von Atemschutzgeräten kümmert.

Aufgrund der großen Stückzahl von Geräten entstanden so Einsparpotenziale.

Der Eigenbetrieb der Stadt Korbach „Städtische Betriebe Korbach – Technische Dienste & Feuerwehr“ wurde vom Landkreis Waldeck-Frankenberg mit der Durchführung zum Aufbau des Atemschutzverbundes beauftragt. Man kümmerte sich um die Ausschreibung, die Organisation, den Aufbau und die Durchführung des Verbundes.

Die Beschaffung der Atemschutzgeräte erfolgte über einen Mietkaufvertrag mit der Firma Dräger Safety AG Lübeck. Der Mietkauf beinhaltet verschiedene Leistungen und so können ca. 25 Prozent Kosten pro Jahr und Gerät eingespart werden. Die Technik ist, entsprechend der aktuellen Norm und dadurch ebenfalls immer auf dem neuesten Stand. Dies trägt somit auch zur Sicherheit der Einsatzkräfte bei.

Nach einigen Überlegungen, von Seiten der Gemeinde Bad Zwesten, entschloss man sich das Angebot zum Beitritt zum Atemschutzverbund Waldeck-Frankenberg anzunehmen.

Die Instandsetzung, Pflege, Wartung und Prüfung erfolgt weiterhin in bewährter Weise bei der Feuerwehr Bad Wildungen. Dort stehen auch kurzfristig Ersatzsatzgeräte zum Austausch zur Verfügung.

Durch die Vernetzung können die Geräte künftig abgegeben neben Bad Wildungen auch in Frankenberg oder Korbach zur Reinigung oder Wartung abgegeben und es können gleich andere einsatzbereite Geräte mitgenommen werden. Bisher musste man mehrere Tage warten, bevor man die eigenen Geräte zurückerhalten hat. Zur Überbrückung des Zeitraums mussten dann Leihgeräte gemietet werden. Durch den Verbund wurde dies vereinfacht.

Da sich neben den Städten und Gemeinden aus dem Landkreis Waldeck-Frankenberg auch einige Betriebe und die Gemeinde Bad Zwesten (Schwalm-Eder-Kreis) und Münchhausen (Marburg-Biedenkopf) dem Atemschutzverbund angeschlossen haben, konnten ca. 1.200 Geräte beschafft werden.

Die Umstellung der Geräte von Normaldruck auf die neue Überdrucktechnik stellt einen neuen Meilenstein in der Atemschutztechnik dar. Da für die Einsatzkräfte die Arbeit unter Atemschutz ohnehin eine große körperliche Belastung darstellt, trägt die neue Überdrucktechnik zu einer Erleichterung beim Ein- und Ausatmen bei. Durch den Überdruck in den Geräten können von außen auch keine Brandgase oder Fremdkörper in die Atemschutzmasken eindringen. Weiterhin erleichtert das neue Stecksystem, statt dem bisherigen Schraubsystem, das sichere und komfortable Anlegen der Geräte.

Insgesamt trägt die neue Technik viel zur Sicherheit des Einsatzpersonals bei.

In den fünf ehrenamtlichen Einsatzabteilungen der Bad Zwestener Feuerwehren gibt es derzeit 64 Atemschutzgeräteträger, die auf die neue Technik geschult werden mussten.

Bereits im Februar begannen die ersten Schulungen auf Standortebene und 25 Atemschutzgeräteträger konnten in die neue Technik eingewiesen werden.

Anfang März 2020 wurden dann die neuen Geräte und Masken sowie das weitere notwendige Equipment an die Gemeinde Bad Zwesten ausgeliefert.

Dann kam die Corona-Pandemie dazwischen und die Inbetriebnahme und Ausgabe der Geräte musste zurück gestellt werden. Die weiteren notwendigen Schulungen der restlichen Atemschutzgeräteträger konnte aufgrund der bestehenden, strengen Hygiene- und Kontaktregelungen nicht durchgeführt werden konnten.

Nachdem es verschiedenen Lockerungen der Corona-Regelungen gab, stimmte der Gemeindevorstand zu, dass die Schulungen in Kleingruppen an mehreren Abendterminen Ende Mai und Anfang Juni im Rathaussaal durchgeführt werden konnten.

Die Federführung hatte der Stellv. Gemeindebrandinspektor Michael Brokmann, der von Sachbearbeiter Horst Schäfer unterstützt wurde.

So konnten weitere 32 Atemschutzgeräteträger geschult werden. Die restlichen Atemschutzgeräteträger erhalten ihre Einweisung im Rahmen, der nun wieder möglichen Übungsdienste.

Am Samstag, den 13. Juni 2020 wurde der Austausch der neuen Atemschutzgeräte mit den Feuerwehren durchgeführt. Die Geräte wurden vom Stellv. Gemeindebrandinspektor Michael Brokmann registriert und von den Atemschutzbeauftragten der Ortsteilfeuerwehren Karsten Becker (Bad Zwesten), Christian Gellert (Niederurff), Jens Herden (Oberurff-Schiffelborn) und Bernhard Rose (Wenzigerode) entgegengenommen. Sie wurden gleich auf den Einsatzfahrzeugen verlastet. Die neue Technik ist somit einsatzbereit. Der Austausch erfolgte gegen die Rückgabe der alten Geräte.

Christian Gellert beim Aufrüsten des TSF-W der Feuerwehr Niederurff
Karsten Becker verlastet die neuen Geräte auf dem StLF 20/25 der Feuerwehr Bad Zwesten

Insgesamt stehen den Bad Zwestener Feuerwehren nun 24 neue Atemschutzgeräte zur Verfügung, wobei 2 Geräte im Gerätepool bei der Feuerwehr Bad Wildungen gelagert sind.

Jeder Brillenträger erhält zudem eine persönliche Atemschutzmaske in der die eigene Maskenbrille eingesetzt werden kann. Die Maske wird in einem speziellen Beutel, zusammen mit der persönlichen Schutzausrüstung, griffbereit im Spind gelagert.

Die Geräte mit der Normaldrucktechnik wurden zurückgegeben.

Ein Teil, der nicht mehr zu verwendenden alten Geräte, wird umgebaut und dient dann den Jugendfeuerwehren als Attrappe für Schulungszwecke.

Die noch funktionsfähigen Geräte sollen auf dem Markt angeboten werden, da es andere Feuerwehren gibt, die noch einige Zeit die Normaldrucktechnik verwenden müssen und entsprechende Ersatzteile benötigen.

Bürgermeister Köhler zeigte sich über die gefundene Lösung sehr erfreut, mit der den Feuerwehren bei geringen Kosten die neuste Atemschutztechnik zur Verfügung gestellt werden konnte.

Er bedankte sich bei den Kameraden*innen die ihre Freizeit für die Schulungen und den Tausch der Geräte geopfert haben.

Die Atemschutzgeräteträger der Feuerwehren der Gemeinde Bad Zwesten seien jetzt für die Zukunft, zum Schutz und für die Sicherheit der Allgemeinheit, gut gerüstet. Die Mitgliedschaft im Atemschutzverbund Waldeck-Frankenberg stelle zudem eine jährliche nicht unerhebliche Kosteneinsparung für die Gemeinde dar.